Ratgeber Familie 6 – 2024

Sarah Zanoni
Pädagogische Psychologin / Heilpädagogin
JugendCoaching Sarah Zanoni, Rheinfelden
www.jugendcoaching.ch

Zu-Bett-Gehen: Ein Familienklassiker
Welche Familie kennt es nicht? Der Tag war lang und intensiv, Sie haben als Eltern alles gegeben, was möglich war. Und nun, wenn die Kleinen ins Bett gehen sollen, fängt der Stress erst richtig an.
Es beginnt meist damit, dass weder Nils noch Lena Lust aufs Zähneputzen oder Pyjama-Anziehen verspüren. Stattdessen wird herumgequengelt, gestritten und Zeit vergeudet. Und vor allem: die Nerven der Eltern strapaziert! Nicht selten sprechen diese dann Drohungen aus, welche die Kinder nur noch bockiger machen. Kommt’s dann endlich zum Punkt, dass die Kinder im Bett liegen, ist leider nicht garantiert, dass sie dort auch ruhig einschlafen. Viel wahrscheinlicher ist ein stetes Rufen, Weinen, Durst-Anmelden oder am liebsten gleich der Wunsch, Mama oder Papa möge sich zu ihnen ins Bett legen.
Das Resultat: total erschöpfte Eltern, die eine Stunde später im Kinderbett aufwachen und sich endlich noch einen kurzen Moment Erwachsenenzeit gönnen könnten – wenn sie denn noch die Kraft und Lust dazu hätten.
Doch die gute Nachricht: Es gibt einen Weg aus der Misere raus!
Alles fängt mit einer guten Vorbereitung an. Setzen Sie sich hin und notieren Sie den gewünschten Ablauf der Abendroutine. Fügen Sie dann bitte schon mal 30 Minuten mehr Zeit ein – dieser Zeitpuffer wirkt entspannend.
Überlegen Sie sich, wie für jeden Punkt etwas Kindgerechtes zum Tragen kommen kann. Als Beispiel: das Frottee-Krokodil (Wasch-Handschuh) putzt dem Kind die Zähne – natürlich mit der entsprechend lustigen Kroko-Stimme. Hier kommen also Ablenkung und die Fantasiewelt zum Tragen.
Fürs Pyjama empfehle ich das Kleider-Versteckspiel. Sind die Kinder ausgezogen, verstecken Sie das Pyjama-Oberteil irgendwo im Kinderzimmer. Das Kind darf dieses dann suchen, mit Hilfe von «warm – wärmer – heiss»… Einmal gefunden, darf das Oberteil angezogen werden. Nun kommt das andere Kind und die anderen Pyjamateile an die Reihe. Der Spass-Effekt ist quasi garantiert.
Nun kommen wir zum eigentlichen Zu-Bett-geh-Ritual: Egal, ob Sie Ihrem Kind eine Geschichte vorlesen, ein Spiel spielen, eine Rückenmassage anbieten oder Lieder singen – lassen Sie allfälligen Ärger bitte draussen. Auch wenn Ihr Kind vorher nicht gut kooperiert hat, ist es wichtig, dass es vor dem Einschlafen einen ruhigen, guten Moment mit Ihnen erleben darf.
Kinder, die nicht alleine einschlafen können, brauchen aus diversen Gründen eine Zeit lang die direkte Nähe von Mama oder Papa. Da braucht es Verständnis und Geduld. Leider gewöhnen sich Kinder schnell daran, gar nicht mehr alleine im Bett zu bleiben. Da lohnt sich der Versuch, das Kind durch ein Anreizsystem zu motivieren: «Wenn du selber im Bett einschläfst, bekommst du morgen früh eine Murmel ins Glas. Sind drei Murmeln drin, bekommst du ein kleines Geschenk». Gerade zu Beginn und bei kleinen Kindern genügen schon wenige Murmeln, um den Lohn für diese schwierige Aufgabe zu bekommen. Denn genau darum geht es: Einem Kind, das etwas noch nicht kann, bereitet es viel Mühe, Überwindung und Durchhaltevermögen, dies zu schaffen.
Lassen Sie die Zimmertür zum Einschlafen leicht geöffnet, sodass ein wenig Licht reinfällt. Zu hell wäre jedoch ungünstig, da das Gehirn auf Wachzustand schaltet. Beliebt ist das Hören von leiser Musik oder Hörgeschichten, die nicht zu wild oder gar gruselig sein sollten.
Zurück zu unserer Planung der Abendroutine auf dem Papier. Wenn Sie als Eltern alles notiert haben, zeichnen Sie jeden Schritt nochmals als kleines Fenster. Dann können Sie das Ganze Ihren Kindern zeigen und erklären. Wenn Nils und Lena sehen, was sie nacheinander erwartet, werden sie besser mitmachen. Natürlich gibt es auch Kinder, die trotzdem blockieren – dann sollten Sie versuchen, Ihr Kind spielerisch abzulenken. Morgen klappt’s bestimmt!
Viel Spass mit Ihrer (neuen) Abendroutine!

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